AN JOSEF FEUERSTEIN IN BEZAU

lfndenr: 
674
24. Februar 1869

Lieber Freund!

Das Sammeln der noch ausgeliehenen Bücher für den Leseverein hat bereits begonnen. Bis ersten März hoffe ich das Meiste bei­sammen zu haben und werde dann die erste Gelegenheit zur Uebersendung benützen. Jetzt leide ich an Kopfweh, doch nicht so, daß es mich am Arbeiten hindert. Ich zweifle aber, ob ich bei der nächsten Versammlung erscheinen werde, wenn dieselbe noch in diesem Monat oder in nächster Woche abgehalten wird. Den von dir ausgesprochenen Erwartungen des Ausschusses könnte ich jetzt ohnehin nicht entsprechen. Ich war in letzter Zeit zuviel mit Lebenserinnerungen beschäftigt um ernstlich an Anderes zu denken. Ich liege in der Selbstbiografie bereits im Wasser beim Salzbachersteg u. muß diese Woche wohl dort liegen bleiben, weil der Abschreiber da ist u. früheres mit mir ins Reine bringt. Ich hätte gern etwas über das Befinden deiner Frau erfahren um die ich recht besorgt war. Da du nichts erwähntest glaube ich das Beste annehmen zu können.

Ich kam nach unserem Abschied glücklich über den Berg. Die Gesellschaft war mir nicht ganz uninteressant u. ich bin ihr zu dankbar um dir schwarz auf weiß eine Schilderung derselben zu geben wie ichs müßte, wenn ich einmal den Anfang machte. Wie diese Leute vorsichtig sind u. vor lauter Vorsicht zu nichts kommen.

Scharttenlos ist euer Schwert noch, Weil ihr feig zum Schwerte grifft nie.

Willst du diesen Vers von Platen verstehen und das folgende lesen so sehe nach im zweiten Band seiner gesammelten Schriften Seite 25. Du kannst das auch dem Dr. Greber sagen u. ihn mir grüßen lassen. Dem Karl wünsche ich Unglück, Schwefel u. Pech, feindliche Basen u. alles Böse in seine Liebschaft, die ihm so den Kopf verrückt, daß er mir die Zukunft wieder stets abzugeben vergißt. Mehreres mit Gelegenheit mündlich; heute müssen wir nun wieder an anderes denken.

Lebe wohl u. schreibe gelegenheitlich wie es geht.

Es grüßt dich u. deine Frau herzlich

dein Freund Franz M Felder

Keine