AN JOSEF FEUERSTEIN IN BEZAU

lfndenr: 
701
6. April 1869

Lieber Freund!

Mein Befinden hat sich seit deinem erfreulichen Besuche doch bedeutend gebessert. Der Sonntag war noch schlecht, die Nacht noch schlechter. Gestern begann mir das Athmen leichter zu werden; ich mußte auch nicht mehr so unmenschlich hoch unterm Kopfe haben - immer drei bis fünf Kissen übereinander - wie vorher. Jetzt hat sich auch der Husten so ziemlich gelöst u. das mir so widerwärtige sang u. klanglose Geräusch beginnt zu ver­stummen.

So standen die Sachen, als dein Brief ankam. Nach deßen Lesung wollte ich noch auf den Besuch Dünsers warten um dir dann auch seine Meinung mittheilen zu können.

Dünser ist eben fort. Er versicherte, daß er mit Vergnügen einen ändern Arzt beiziehen würde, wenn er das nur noch so nothwendig als die letzte Woche fände. Es sei aber die Krankheit ganz sicher überstanden - soviel kenne er, - u. wenn sich nichts Unberechen­bares einstelle, so sei ich, wenn auch langsam, auf Besserung. Sobald etwas fehle, ein Zustand sich nicht in gewünschter Weise hebeu.d.gl., werde er Herrn Dr. Greber sofort einladen. Jetzt wäre das wahrlich überflüssig. Ich ließ mich um so eher von dem anfangs gefaßten Entschluß abbringen, weil Dünsern ein Wohlbehagen in mir, wie ich's lang nicht mehr empfand, dagegen reden half. Ich möchte dieses Gefühl fast Dankbarkeit nennen gegen den, der mir jedenfalls aus dem Ärgsten herausgeholfen zu haben scheint. Übermorgen durch die Post wirst du Weiteres erfahren. Sollte es irgendwie schlimm gehen, so wird Dünser gleich an Greber schreiben. Ich würde ihn allenfals dazu zwingen. Grüße mir alle Bekannten besonders deine Frau, u. vergesset nicht eueren wieder ein wenig hoffnungsstärkeren, sonst aber unendlich schwachen, dürren

Freund F. Michael Felder.

Keine