KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
166
25. Januar 1866

Lieber Freund!

Ich beeile mich, Dir in der Anlage das Geld zu schicken, das ich gerade entbehrlich habe. Ich habe dem Bruder Jakob am letzten Sonntag wieder mehreres Geld geschickt und darum habe ich eben nur diese 25 Fl. zur Verfügung. In einigen Wochen kann ich Dir wieder schicken und zwar, wie ich hoffe, soviel Du wünschst. Übrigens brauchst Du in derlei Ange­legenheiten mich gar nicht zu bitten, es ist mir nur angenehm, wenn ich verhilflich sein kann. Meiner Zahlungspflicht an unsere Assoziation bin ich nun bald nachgekommen, und Du darfst nicht besorgen, daß man das, was ich Dir lehne, von dort her wieder einziehe. Meine Theres hat die größte Freude mit unserem Geschäft und sie hat es gern gesehen, daß ich die kleineren Kapitalien im Montafon alle abgekündet habe. Es erübrigen mir auf diese Weise nach Zahlung meiner Verbindlichkeit noch über 1000.-FI-Ö.W., welche in diesem Jahr einfließen werden und die ich auch in die Assoziation zur Zahlung von Schulden legen werde. Auch das Sumeiggi wird ihr Vermögen in die Assoziation bringen und so wird sie dann, wenn das Glück mit ihr ist, aufkommen und ihre Mitglieder sollten die Früchte ihrer Arbeit selbst zu genießen in die Lage kommen. Mir liegt viel an diesem meinem Her­zenskind, weil durch Aufstellung eines Beispiels, das man als Erfolg vorführen und sehenlassen kann, am meisten für die Assoziationsidee getan und gewirkt wird. „Verba docent exempla trahunt", „Worte lehren, Beispiele ziehen an." ­Weil ich von einer Herzensangelegenheit sprach, wirst es entschuldigen, daß ich soviel davon sagte. Die Historisch-politischen Blätter halte ich nicht, ich habe sie nur im Leseverein in Dornbirn gelesen, ich kann sie Dir daher nicht mitteilen, Du wirst sie aber von Geistlichen er­langen können. Wegen des Lithographen sagt man mir, daß in Vorarlberg nur zwei lithographische Anstalten, die Teutsch'sche in Bregenz und die in Feldkirch bestehen. Eine größere wäre die des Zichna in Innsbruck. Ob da ein Unter­kommen wäre, kann ich nicht sagen. Wenn Dein Vetter als Modellierer und Zeichner in einer Fabrik ankommen wollte, müßte man seine Qualifikation kennen. Eine persönliche Prä­sentation würde jedenfalls notwendig sein, da er hier ganz unbekannt ist und unsere Geschäftsleute sehr vorsichtig in Zusagen sind. - Es wäre mir sehr angenehm, eine Schilderung der Hochzeit in der Beilage der Allgemeinen Zeitung zu iesen, worin Ludwig Steub jetzt interessante Schilderungen aus Tirol veröffentlicht. Wenn es Dir zuerst um die Kosten­deckung zu tun ist, so will ich Dir selbe leisten, wenn die Zeitung nicht zahlen sollte. - Der Krieg unserer Regierung mit Vorarlberg und mit dem Adressatensturm ist der Kennt­nisnahme wert, und was sagen die Sennhüttler dazu? Hier herrscht eine Aufregung, wie die Bourgeois nur einer fähig sind. Unser Adv. Dr. Bickel ist bekanntlich der Adressekonzi­pient, und was sagen die Wälder zu diesem Debüt des ein­zigen Advokaten im Landtag? Das Interessanteste, womit man sich in Österreich jetzt befassen kann, ist jedenfalls die Politik, aber gefährlich wird's und die Pensionierung des Froschauer ist ein merkwürdiger Akt. ­Mit freundlichsten Grüßen

Dein Freund K. Moosbrugger

Keine