KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
277
16. Januar 1867

Lieber Freund!

Deine zwei letzten Briefe habe ich erhalten. Über den letzten glaubte ich, meine Arbeit, von der Du weißt, beschleunigen zu müssen. Sie liegt nun fertig bei. Der Grund meiner Be­schleunigung ist der, weil mir vorkommt, Du kommest über die Festes- und ändern Gemütlichkeiten in einen Zustand der Legerität. Wie würdest Du sonst wegen eines Weibes­wunsches Dein Vorhaben mir nichts Dir nichts aufgeben wollen. Wie es hier mit der Nichtdruckerei und in Bregenz mit der Druckerei aussieht, sollst Du wissen, auch daß ich in meiner jetzigen Stellung keine Zeitung leiten kann. Ich habe eine Änderung meiner Stellung allerdings in Aussicht ge­nommen, die hängt aber zusammen mit den bevorstehenden Änderungen in unserm Staatswesen und - vielleicht auch mit meinem Broschürenwesen. Diese neueste Arbeit kann einen mitwirkenden Faktor geben. Es kann sein, daß es mir unmög­lich wird, im Staatsdienst zu bleiben. Vorläufig muß ich aber zusehen und abwarten. Ich habe die Zeitung auf Deinen letzten Brief hin, wie zu ersehen, nicht angekündigt. Wenn die Klarstellung auf Euch die Wirkung macht, die sie machen kann, werdet Ihr vielleicht wieder wacher und rühriger für unsere gemeinsame Sache und dann kannst Du die Ankün­digung hinten nach eigenen Gunsten anbringen. Diese Klar­stellung wird Dir die Zeitungsleitung jedenfalls viel leichter machen. Es ist mir nur leid, daß Ihr meine Argumente auf Treu und Glauben werdet hinnehmen müssen, wenigstens zum Teil, da Euch die einschlägigen Vorstudien fehlen. Doch der Hauptsache nach könnet Ihr Euch ein richtiges Urteil bilden, und ich bin dankbar, wenn Ihr mir eine scharfe Kritik entgegenstellt. Ich erwarte sie so präzis, wie ich sie Dir lieferte. Randbemerkungen bitte ich zu unterlassen, da ich einen rohen Entwurf noch hier habe und Verbesserungen nach Deinen Zitaten anbringen kann. Das Dir geschickte Manuskript soll zum Drucker wandern, und da die politischen und andere Ereignisse drängen, soll der Druck und die Aus­gabe so schnell als möglich erfolgen. Ich stehe wieder in ähnlicher Lage wie bei dem Ruf. Zur rechten Zeit die rechte Wirkung. Wenn Feurstein den Druck übernehmen will, soll er es mir gleich anzeigen, sonst werden wir es wieder ähnlich wie beim Ruf machen, nur glaube ich, sollten wir nicht mehr so viele Exemplare frei verschicken, dafür aber durch An­noncen und dergleichen für weitere Verbreitung sorgen. Den Pfarrern werden wir die Broschüre doch schicken müssen. Ich konnte sie bei dem massenhaft zu verarbeitenden Material nicht kleiner machen, es mußte so noch, fürchte ich, zu viel verschwiegen werden. Meine weitere Arbeit konnte ich auch nicht ankünden, weil sie auch mit meinem Geschick als Beamter kohäriert und ich dazu jedenfalls mehr Muße brauche, als ich habe. Ich habe jetzt schon lange zu beißen an dem, was ich des Vorbegründens wegen aufschob. - Ich ersuche Dich, den Fortgang der Veröffentlichung zu be­schleunigen, da ich wegen Mangel an Zeit vorderhand mich nicht mehr mit dem abgeben kann. - Deine Broschüre habe ich schon täglich erwartet und wundert mich, daß Du so den Schneckengang mit ihr gegangen bist. Auch diesfalls täte Beschleunigung not. Zu Deinem Erfolg bei Hirzel gratuliere ich und hoffe das Beste. Wie gefallen Dir die Ungarn? Jetzt sind sie teuflisch wegen der Militärverordnung. Dr. Bickel sagt, diese Verordnung breche der Regierung den Hals. Also baldige Kritik und gute Antwort erwartend mit Brudergruß und Handschlag Dein Freund

K. Moosbrugger

Keine