VON ANNA KATHARINA FELDER AUS SCHOPPERNAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN BLUDENZ

lfndenr: 
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10. Mai 1867

Liebes Mindle!

Die Sendung der Manuskripte zwar ohne Briefe, weil keine hier waren, wird Dir beweisen, daß ich gestern her kam, u. zwar mit Ausnahme einiger Kreuz u. Querzüge, gut. Die erste Station, nachdem Du mich verließest, machte ich beim Ruf, labte mich mit Kafee, ging mit einem Raggaler bis nach Sonn­tag, wo mir seine Gutmüthigkeit den nächsten Fußweg durch Wald und Tobel zur Kirche von Obergricht zeigte. Das Resul­tat war, wieder Kehrum zu machen, nachdem ich mich nicht entschließen konnte, über eine Lawine ohne Weg einen schlechten Steg zu erreichen, um an der ändern Seite durch einen verrutschten Pfad wieder hinauf zu klettern. Beim Wirth in Obergricht sagte man mir daß mehrere Wälder heute mit Vieh über Sino seien, der Weg war zimlich gut, u. ich wollte von dort nach Damüls, fand aber im Tobel wieder nichts als eine Tannlatte über das halbe Wasser, u. ich ging abermal zurück, u. kam so bis Abends nach Au, u. erst mit Mond­schein, u. der Schwester Mari nach Schoppernau. Mutter hatte auch Dich erwartet, findet es aber so auch recht.

Als ich heute Koarado Buobo nach seinem Befinden, u. nach Neuigkeiten fragte, tadelte er ersteres, indem wie er sagte sein Karren nicht mehr vorwärts wolle, u. das Kraut, das ihm sicher helfen würde, nicht im Bregenzerwald gedeihe u. in Folge seines ungewöhnlich Schmerzenden Fußes, habe er gar keine Correspondenzen, seines Correspondenten erhalten. Er halte Papier um wichtige Brief zu schreiben, u. von Besuch wisse er noch nichts zu sagen. Von Neuigkeiten will Niemand etwas wissen, aber daß Ritters Bub an der Egg, derjenige, der an der Kilbe, in der Au den Preisschuß gethan hat, Mittwoch schon gestorben ist, hingegen aber Schwester Barbara ein Kind bekommen hat.

Heute richte ich den Garten, Morgen gehts in die Streue. Die Kühe thun wie gewünscht u. die Ziegen trieb heute ein Ober­länder auf die Weide, Gras zimlich viel aber zu trocken. Im übrigen alles gesund. Mitt vielen Grüßen,

Dein Wible

Das Maike tribelierte um den Brief zum Bothen daher die häßliche schrift u. der karge Inhalt

Keine