VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
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3. März 1869

Lieber Freund!

Es ist ein altes Sprichwort: der Fleißige findet zu allem Zeit der Faule kommt immer zu spät. Diesem Sprichwort habe ich schon öfter nachgedacht und darin immer meine Verurtheilung gefunden. Auf der ändern Seite heißt es Selbsterkenntniß ist der erste Schritt zur Beßerung; nun diesen ersten Schritt hätte ich gemacht, aber mit dem zweiten komme ich nicht recht zu Stande. Es geht mir wie einem Träumenden der sich von Räubern verfolgt glaubt, u. ungeachtet aller Bemühungen seine Füße nicht vorwärts bringt. Von Albinger habe ich erfahren das du am nächsten Sonntag den 7. März herauskommen wirst. Es istdieß auch dringend nothwen­dig, wenn wir bei der Versammlung nicht in die Enge kommen wollen. Denn wie du weißt ist Hr. Bezirksförster aus dem Vereine ausgetreten u. Dr. Greber hat mir gestern gesagt er wisse nicht ob er mit seiner Rede zu Stande komme, da er einige Druckschriften die er in derselben als Belege etc. benützen will von der Buchhandlung noch nicht erhalten habe.

Wir erwarten die Schoppernauerbibliothek recht bald, da man nun lesen wollte u. die Unterhaltungsschriften noch nicht da sind, u. wir wegen Mangel an Büchern in Verlegenheit sind. Schick uns auch außerdem 1 Exemplar Sonderlinge, Schwarzo­kaspale u. Reich u. Arm, wenn du herauskommst werde ich dich bezahlen.

Felder konnte ich nicht anders dienen als dadurch, daß ich ihm ein Schreiben an Brettauers Erben in Hohenems gab, worin ich densel­ben seine Vermögensverhältnisse mittheilte, was für Erfolg er gehabt ist mir unbekannt. Wie mir Albinger gesagt, wirst du dießmal ein par Tage in Bezau bleiben, was mich sehr freut, da wir dann wieder mit einander „bludora" können. Mit vielen Grüßen von der Margareth u. mir

Dein Freund Josef Feuerstein

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