VON JOHANN JOSEF FELDER AUS LA ROCHELLE

lfndenr: 
25
10. Mai 1860

Lieber Freund!!

Heute Morgen bin ich hier in La Rochelle angekommen u. bin bis jetzt immer herumgeloffen u. gearbeitet, denn ich habe Logis gesucht, ein Kosthaus, die Kisten ausgepackt, meine Neue Wohnung eingerichtet, u. jetz bin ich so müde, denn es ist jetz 4 Uhr abend, daß ich Dier weder von Politik, noch vom Pabst nichts zu berichten weis. Ich habe daher nur das ver­gnügen Dier zu sagen, daß ich hier glücklich u. wie immer ohne viel Geld angekommen bin. Der Brief meines Vatters hat mich ein wenig warm gemacht davon aber später, zudem ver­sichere ich, daß ich so gut Katholisch bin wie der Pabst u. seine Angestelten. Begriffen?

Ich weiß Dier Heute gar nichts zu sagen denn ich bin demora­lisiert u. spüre schon bald apetit. Grüße meinen Vatter recht schön u. sage Ihm, daß er im betreff meiner ruhig schlaffe, denn jetz heißt [es] wieder arbeiten unausgesetzt bis ich wieder etwas Kisel habe, u. da wirdt weder Politesiert noch andere Ceremonien gemacht. Seit ich in Niort vort bin habe ich 100 Frcs mit meinem hin u. herreissen in die Hände ande­rer gelifert. Aber jetz kann ich sagen ich bin am Ufer des großen Weltmeres u. da kann ich am Sonntag auf den Fisch­fang gehen zugleich auch Gelegenheit finden mich von hir nach allen gegenden von Europa u. - - - einzuschiffen. Denn gute gelegenheit kostet kein od. wenig Geld. Sobald Du mein Schreiben gelesen hast mache mir die Ant­wort, denn ich weis nicht wo ich eigentlich bleiben werde für längere Zeit

Jetz gehe ich zu meinem Meister u. werde meine Werkzeuge an ort u. stell placieren.

Es grüßt Dich u. alle Verwanten achtungsvollst Mit Brudergruß u. Handschlag       

Seppel

 

 

Die Adresse

Monsieur

Felder horloger chez

M.Lemoine ä La Rochelle

Charente infre France