VON JOHANN JOSEF FELDER AUS NIORT

lfndenr: 
22
8. Januar 1860

Mein lieber Freund!

Beim Wechsel des Jahres habe ich das Vergnügen, Dier zu schreiben u. Dier herzlich ein gutes neues Jahr zu wünschen. Denn gerade nach einer Schmachvollen verhängnißvollen Vergangenheit entsprießt die Blume der Hoffnung, möge sich das Sprichwort bewähren, alsdann siegen wir: Heil für Dich, Heil für mich. Fast habe ich schon geglaubt, Du habest Dei­nen Freund für Pollitick vertauscht, bis ich etliche halbleser­liche Zeilen auf dem Papier eines zweiten erhielt. Auch ich sage Dier die Pollitick hatt mir viel Arbeit gemacht, zudem auch Verdruß, indem ich sah, wie meine Landsleute so elend geschlagen u. zurückgedrängt wurden, hoffen wier, daß es das letzte mahl seie. So lange aber das Pfaffenthum kraft von Rom aus hatt u. der gemeine Mann im Kothe der Dummheit auferzogen wird, so bleibt es hübsch beim Alten. Verstanden. Es hat aber den Anschein, daß man den Heil. Vatter in eine andere läge setzen wird, wir wollen Hoffen. Übrigens befinde ich mich sehr wohl u. gesund u. hoffe das nämmliche auch von Dier. Eine kleine Bitte, die einer großen Börse nicht schaden bringt, hätte ich an Dich zu richten, u. das währe damit abgethan wenn Sie für mich die III. Leipziger Zeitung abonieren würden, für 3 Monath, nämmlich v. 1 Jänn. bis Ende März 1860. Bei meiner zurückkunft wird sich das finden. Verstanden. Aber nicht Vergessen. Ich wünsche auch meinem Vatter u. der ganzen Familie so auch der Nachbarschaft u. Deiner theuren Mutter ein guttes neues Jahr, gute Gesundheit, u. recht viele Maus i der Sin­nari.

Ich erwarte mit Ungeduld einige Zeilen u. hoffe sie werden mir entsprechen. Mit Brudergruß u. Handschlag 

Seppel