VON JOHANN JOSEF FELDER AUS SCHOPPERNAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN LEIPZIG

lfndenr: 
406
23. August 1867

Werthes Herr Vetterchen!

Vorgestern abends endlich schickte mier das Herr Wible ein stück Briefchen von Hopfreben, wo bei sehr großer Hitze die Schlaudheuari prächtig geht. Nun weis ich doch endlich, daß Du Dich gut befindest u. freut mich auch schon recht hertz­lich, daß Dier das Küssen gefällt, daran erkenne ich doch wie­der, daß Du noch ein gemüthsmensch bist. Fast verwundert las ich in Deinem Briefe: Heute Abend gehe ich mit Lipert ins Theater. Denn ich glaubte sicher, Du werdest mir davon das erstemahl schon zu erzählen wissen. Jedoch bemercke ich, daß Du langsam zu Wercke gehst um nicht überrumpelt zu werden. Jetzt aber will ich Dier die allerneuesten Depeschen von der agens Coradoboube folgen lassen. Gestern wahr ich im Hopfreberbad, u. besuchte das Schlaudheuar Meister Wible, welches einen sehr guten Humor hatte u. mier sagte, daß es Dier am Sonntag schreiben werde, bis dahin das Mindle recht hertzlich grüßen lasse u. Dich mit Tausend küs­sen beschencke, daß Du ja in Leipzig auch welche habest, wenn Du Sie im Fall nothig hättest.

Auch Deine Mutter läßt Dich schön grüßen u. wünscht daß Du Dich gut Unterhaltest, was die große u. kleine Bettluderei macht, weis ich nicht u. höre gar nichts davon. Heute nach­mittag gehe ich mit den Dockermindle nach Bitzau denn es sind dort vorige Nacht um 2 Uhr 10 Häuser abgebrannt in der nähe von der Kirche. Zum Schluße nun muß ich Dier noch sagen daß ich Dich im Stachusgarten am festgesetzten Tage erwarten werde.

Doch es ist bald 1 Uhr u. um halbe 2 sollte ich in Au sein, denn Punckt Halb 2 gehts nach der Brandstätte. Es grüßt Dich vielmahl Dein Freund

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