VON JOSEF OBERHAUSER AUS SCHOPPERNAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN BEZAU

lfndenr: 
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16. November 1868

Werther Freund!

Wir stehen am Anfang einer neuen Aera, wie im Politischen, so auch im Sozialen Leben. Das hat sich gestern, in unserm Dörflein durch die That bewiesen, indem die Oberdörfler sich zu dem heroischen Entschluß vereinigt haben ihre Milch gemeinschaftlich in den Landwirtschaftlichen Käseverein zu versennen. Die Bauern sind sehr geneigt gewesen beizustehen, mit Ausnahme deines Vetters Schuhmacher, der sich bis Heute noch nicht unter­schrieben hat; aber dafür haben sich der Vorsteher u. Batas auch dazu unterschrieben. Den Pius Willam glaubt man allgemein auch noch dazu zu bringen. Der Jodok Sieber hat sich auch, ohne Wiederrede unterzeichnet. Merkwürdig ist, daß auf der ganzen Liste kein einziger Felder unterzeichnet ist.

Am Freitag ist allgemein Berathung, u. Wahl deß Obmanns. Wie verlautet wird Josef Kohler allgemein gewünscht. Sennen soll unser Bruder Joh. Josef. Das Holz liefert der Bräuer. In Widann, u. auf dem Wiedamm haben sich auch Vereins=Senne­reyen gebildet.

Der Johann Hofer hat seine Anhänglichkeit an das Haus Moosbrug­ger wieder auf ein neues bewiesen, da er den Antrag stellte, es wäre schon recht; aber ich glaubete doch, man sollte noch zuerst dem Gallin dafon sagen, da man schon so viele Jahre mit ihm zu thun gehabt. Dieser Antrag wurde aber nicht weiter besprochen, denn es zeigte sich sehr deutlich, daß diese Zeiten u. Anschauungen sich abgelebt haben.

Ich muß Dich noch um einen Liebesdinst bitten. Ich habe nehmlich den Erben deß Jos. Ant. Aberer das Haus sammt Hofstatt gut abgekauft, u. sollte mehreres daran repariren, wo ich das Holz dazu kaufen muß. Daher bitte ich Dich bey Josef Feurstein mir anzufragen ob er mir nicht 100 Banknoten, auf ein Jahr leihen würde, da ich bis dahin wieder Geld bekommen sollte. Mit Gruß u. Achtung

Josef Oberhauser

Sollte er Dir das Geld nicht geben, so bitte ich Dich mir, sobald als möglich zu schreiben, da ich sonst anderwärts mich Umsehen kann.

Keine