VON JOSEF VON BERGMANN AUS WIEN

lfndenr: 
682
3. März 1869

Lieber Herr Landsmann!

Meinen neulichen, vor etwa 4 Wochen geschriebenen Brief, der Ihre Angelegenheit betraf, haben Sie wohl sicherlich erhalten. Ich hoffte täglich die günstige Erledigung zu hören, leider aber diese auf ein paar Wochen hinausgeschoben. Es hat nämlich in einem Zweigvereine der Schillerstiftung nur eine Stimme, wie ich gestern erfahren mußte, gegen diese Betheilung Einsprache gemacht, weil diese Betheilung nur für dramatische Dichter bestimmt sei u. Sie nicht diesen beigezählt werden können. Nun sind aber gerade im außerösterreich. Deutschland schon mehrere nichtdramatische Dichter aus der Schillerstiftung bedacht worden, somit fällt die Ursache Ihrer Ausschließung weg. Es geht deshalb diese Angele­genheit nochmals an die auswärtigen Zweigvereine, was aber zu Ihrem Frommen nur eine Verzögerung u. durchaus keinen Aus­schluß zur Folge hat. So wird mir von einem ganz verläßlichen Manne versichert.

Da nun die Tage länger werden, wird es mir altem Manne, der beim Lampen- oder Kerzenlicht weder lesen noch schreiben kann, wieder gegönnt, die eine oder andere Parthie vorarlb. Geschichte die noch im Dunkeln liegt, auszuarbeiten, besond. wichtig ist mir alles Mundartliche. Die Tagesstunden von 9-2 Uhr gehören dem Amte bis ich in Pension trete-u. dann dürften die vielgebrauchten mir ihren Dienst versagen.

In der Hoffnung Ihnen die günstigste Nachricht bald ertheilen zu können, verbleibe ich in vollster Hochachtung

Ihr aufrichtiger

Jos. v. Bergmann

kk. Director

III. Rennweg N. 6.

Ihr „Reich u. Arm" werde ich morgen der Tochter des vormaligen Ministers v. Schmerling, nunmehrigen Präsidentendesobersten kk. Gerichtshofes zur Lecture zusenden. Womit sind Sie dermals beschäftigt?

Keine