VON JOSEF VON BERGMANN AUS WIEN

lfndenr: 
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23. April 1867

Lieber Herr Felder!

Sie werden vor etwa zwei Tagen von Herrn Engelbert Keßler aus dem Mittelbergischen u. Beamten der Eisenbahn, einem jungen, talentreichen u. strebsamen Manne, einige Zeilen in Betreff Ihres Buches, dem man mit Spannung entgegensieht, erhalten haben.

Sein Schreiben soll des Inhaltes sein, daß ich als Landsmann die Vorrede schreiben möge. Wenn Sie oder Jemand Anderer an mich dieß Ansuchen stellen, so müßte ich es ablehnen, indem ich seit 1815 hier bin und so vielen Erscheinungen und Veränderungen in der Heimat fremd geworden bin. Mein Gebiet ist die Geschichte, die auch ihren Pfleger haben muß. Zudem stecke ich im 71. Lebensjahre, stehe zweien Instituten vor und bin außer Stand abends beim Kerzen- oder Lampen­licht zu lesen und zu schreiben; daher ich meine anderwei­tige Thätigkeit sehr einschränken muß.

Dermals muß ich das Haus hüten  indem  mich die leidige Grippe befallen hat u. so herabgestimmt bin, daß ich nur langsam die „Landeskunde v. Vorarlberg", die in Innsbruck gedruckt werden soll, überarbeiten kann. Mit dem herzlichen Wunsche, daß Ihnen Ihre Arbeit Nutzen und Freude bringe, u. daß Sie einen guten Sommer auf den Bergen verleben, verbleibe ich in vollster Hochachtung Ihr aufrichtiger

Jos. Bergmann

Keine