VON JOSEF ZÖCKERTH AUS SAN FRANCISCO

lfndenr: 
357
3. Juni 1867

Verehrter Herr Felder!

Heute den 3. Juni brachte uns Deutschen, hier in diesem Erdwinkel am Pacific, der Panama Steamer (:Dampfer:) endlich wieder Briefe und Zeitungen aus der lieben Haimath - u. a. erhielten wir auch die Gartenlaube N. 15 und 16 - und in erste­rer Numer den Sie betreffenden Artikel, von herrn Dr Rudolf Hildebrand „Ein Bauer als Dichter" in welchem Ihr so Edles und mannhaftes Streben - und dessen schöne und ruhmvolle Erfolge geschildert werden. - Schon lange hat mich Nichts so sehr, - so recht vom Herzen gefreut als der Innhalt des obangedeuteten Artikels, - der mittheilt dß. Ihr Streben, kein Vergebenes, Ihre Ausdauer keine Vergebene, waren, und Sie nun Anerkennung und Unterstützung gefunden haben. - Und als ich vom Lesen fer­tig war, - da kamm's dann so über mich als ob ich Ihnen schrei­ben müßte, - um Ihnen zu gratulieren - und recht herzlich Glück zu wünschen für all' die Zuckunft, - um Ihnen meinem herzlieb­sten Landsmann, über alle zwei großen Meere die uns trennen ­geistig die biedere Rechte zu drücken, und zu sagen in unserem Gebirgsausdruck „Gott g'segnes enk" - ich bin aus Kärnten zuhause, daher auch ein Gebirgler, - und noch im engeren Sinne des Wortes Ihr Landsmann.

Wir sind hier in San Francisco und Umgebung - bis an die ferne Sierra Nevada nur wenige Süddeutsche (:Österreicher:) ­aber meist Kärntner, auch einige Wiener, Ungarn - Böhmen, ­gegen die große Anzahl Norddeutscher, aus allen Gauen des Gesammtvaterlandes - aber, eine verschwindend kleine Zahl. ­Alle Landsleute hier, theilen die Freude, über Ihre ruhmvollen Erfolge auf dem litterarischen Gebiethe mit mir, und grüssen Sie recht herzlich. - Ihre beiden Werke werde ich mir demnächst bestellen - da wir Alle selbe schon gerne kennen möchten, - zu Ihren Verehrern hier, zälen auch einige Bauern, die ihrem Stande getreu, auch hier Farmerei betreiben - und den calif. Urboden urbar machen. - Mit großer, eigentl. größter Spannung warten wir jetzt immer auf Nachrichten v. d. Heimath, - d. h. aus dem „deut­schen Vaterlande", - so weit die deutsche Zunge reicht - wie Arndt singt. - der atlantische Telegraf (:Cabel:) bringt uns Nach­richten zwar in 36-48 Stunden - aber immer nur kurze Andeu­tungen, auf die Details heißt's geduldig 6 lange Wochen warten, - und dß. ist eine gar lange Zeit für ungeduldige Leute, - wie wir es, in Sachen, des alten Vaterlandes sind. -

Ich benutze nun an Sie zu schreiben die in der Gartenlaube „Seite 236" von Ihnen selbst - an Ihre Gönner angegebene Adresse, - und denke der Brief wird schon in Ihre werthe Hand kommen, - kämme er nicht - so wäre das kein Verlust für Sie, wohl aber für mich - der ich gerne meiner Sympathie und Freundschaft, für Sie, mit diesen simplen Zeilen, Worte geben möchte. - Nun verehrter Landsmann „nix für unguaf leben Sie recht froh, gesund und wohlauf einer schönen und großen Zukunft entgegen - sollte das günstige Geschick über kurz oder lang, meine Schritte nach der ersehnten Haimath lenken, dann ­das weiß ich gewiß, - komme ich auch nach Schoppernau - dem romantischen Winkel - und Dichtersitz, um Ihnen physisch die Hand zu drücken - bis dahin Gott befohlen, es grüßt Sie Achtungsvollst

Ihr

Verehrer u. Landsmann Josef Zöckerth

 

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