KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
313
11. April 1867

Lieber Freund!

Wegen der Gespräche bin ich mit Deinem Vorhaben einver­standen. Ich bin überhaupt in unserer Gemeinsache für eine zuwartende Haltung. Es stürmen und drängen bereits die Ereignisse und predigen lauter, als wir es vermögen, die Wahrheit unserer Thesen. Die Zeit wird uns recht geben. Die Mitbürger stehen noch zu tief, um in Reih und Glied auf bessere Zustände hinzuarbeiten. In dem Kunz'schen Brief liegt daher viel Wahres. Wir haben nun allerdings Zeit, auch mit dem Gemüt zu rechnen, wenn es bisher nicht geschehen sein sollte. Das allgemeine Vernunftarrangement mag aber immerhin den Rahmen für das Gemütliche geben. Es ist demnach schön und recht, wenn Du Novellen und überhaupt für die Gartenlaube schreibst, aber daß Du Erklärungen abgibst, die den Keil zu der ergänzenden Mitteilung in Nr. 10 „Ein Autodidakt" berechtigen, das hielte ich weder für schön noch für recht. So etwas ließe ich mir um viel Geld von der Gartenlaube nicht nachsagen, geschweige, daß ich es selbst sagte. Was sollen denkende Leute von Dir halten, wenn nur dieses Blatt Dich so gefördert und geweckt hat? Derartige Vorkommnisse, wenn Du sie gelten läßt, müssen Dich notwendig untergraben. Das Urteil Feursteins über Bickel sagt mir, daß Feurstein ein oberflächlicher Mensch ist und nicht imstande, den Kern unter der Schale zu finden. Wenn Hildebrand mich für ein Original hält, hat er sich im Gebiet des Rechts nicht viel umgesehen. ­Den Goethe magst Du dem Doktor geben, da ich keine Bücher kaufen will, die ich wahrscheinlich nicht mehr lese. -

Was nehmen die Wälder für eine Haltung gegenüber der Viehversicherung unseres Landes ein und wie gedenkst Du es mit Deiner Versicherung zu halten? Die Antwort hierüber ist mir interessant, weil ich mit den hiesigen Weisen deshalb schon in Konflikt gekommen bin. Was sagst Du zu den Statuten? - Ich hatte schon länger vor, der Redaktion des Sozialdemokraten mehreres zu schreiben, aber mein der­zeitiger Objektivismus ließ mich nicht einmal zur weiteren Bestellung des Blattes kommen. Wenn ich einmal zum Schrei­ben komme, werde ich Dir es vor der Einsendung zuschicken. Ich wünschte, von der Dir in Leipzig eröffneten Zukunft Details zu wissen und hoffe, daß Du Dich nicht von der dortigen Bourgeoisie zu stark beeinflussen lassest. ­Sage den Meinigen in Au, daß ich den Butter und Käs von Jakob richtig erhalten habe und bis Herbst auszukommen hoffe, wonach ich frühlings nichts mehr brauche. Sage ihnen auch, daß ich es bedaure, daß sie nicht die letzten Jahre schon, wie ich beantragt habe, wacker Vieh gezogen haben, da jetzt selbes sehr teuer /: teurer als verhältnismäßig die Viehprodukte :/ ist und auf den Sommer sehr schwer zu bekommen sein wird. Der Pius soll heiraten und nicht auf Geld, sondern auf Tüchtigkeit schauen. Alles gesund. Mit Gruß und Handschlag, baldiges Schreiben erwartend, Freund

K. Moosbrugger

Keine