VON FRIEDRICH HEUNER AUS LINDAU

lfndenr: 
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26. September 1864

Lieber Felder!

Deinen l. Brief habe ich durch Hr. Stettner erhalten, und mich herzlich gefreut, daß Du Dich wie Deine liebe Frau gesund befindest.

's Wible soll nur recht fleißig Strümpfe für den kleinen Felder stricken, zerreisen wird er doch genug. Daß ich Dir wie Dei­ner l. Frau mit dem Übersenden der Literaturgeschichte von Vilmar eine kleine Freude gemacht habe, ist mir recht ange­nehm. Ich wünsche nur, daß Ihr Euch recht gut unterhaltet; ich glaube zwar, daß Deiner Frau diese Lectüre auf die Dauer nicht recht zusagen wird, besonders, wenn Ihr jeden Abend darin lest; denn, obgleich diese Literaturgeschichte populär u. in einem leicht verständlichen u. angenehmen Style geschrie­ben ist, so muß sie doch mehr studirt wie gelesen werden. Ich werde daher für Dich wie hauptsächlich für Deine Frau einige belletristische Bücher in einer der nächsten Sendungen bei­legen; z. B. Westermann: Illustr. Monatshefte, Ruppius' Erzäh­lungen, sowie verschiedene andere Kleinigkeiten, die mein Eigenthum sind, und womit sich das Wible gewiß besser unterhält, als mit der Literaturgeschichte. Was Gegengefälligkeit anbelangt, so lasse das nur hübsch sein; ich komme vielleicht im nächsten Sommer auf einige Tage zu Euch, werde Euch aber dann so zur Last fallen, daß Ihr mich gerne wieder schickt.

Die Zeit wird Euch den Winter über manchmal herzlich lang werden; ich will durch Übersendung von Büchern mein mög­lichstes thun, Euch die Zeit etwas zu verkürzen. Es ist nur Schade, daß Ihr so weit weg wohnt, sonst würde ich Euch jeden Sonntag besuchen.

Deinem Briefe nach kommst Du mit dem Wible heuer noch nach Lindau, ich rechne sicher darauf; jedoch richte es so ein, daß Ihr den Sonntag über hier seyd, damit ich Euch doch auch genießen kann.

Hast noch Taback? Wenn Du wieder derartigen wünscht, so will ich schon welchen nach Schoppernau über Bregenz schmuggeln; schreibe es mir jedoch, ob Dir das kleine Packerl geschmeckt hat. Der Abend, wo wir bis um 12 Uhr Nachts gedampft haben, war doch gemüthlich? Nicht wahr? Ein klei­nes Rauchkollegium. Wenn ich einmal komme, so dampfen wir den ganzen Tag, von früh bis spät in die Nacht, wenn's Wible nichts dagegen hat.

Ich schreibe Dir dann auch, was ich gern esse u. trinke; da kann sich das Wible einstweilen auf den unverschämten Lind­auer freuen. Daß's Wible nur nicht glaubt, ich sey ein hüb­scher, schöner junger Bursch, grundgescheidt, das wäre letz. Romanzeitung erhälst Du anbei. Eine Recension über Nüm­mamüllers' kommt, wie ich erfahren habe, in einer der näch­sten Nr. der Leipz. Illustr. Zeitung. Ich werde sie Dir senden. Was ist mit Deinem neuen Werke? Mit herzlichem Gruß u. Kuß an Dich u. Deine l. Frau Dein

Friedr. Heuner

Keine