VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
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13. Juli 1867

Lieber Freund!

Nachdem am Montag der Regen in Strömen floß, war ich am Ende selbst herzlich froh Deine Person in unserer Alpe nir­gend auftauchen zu sehen; denn am Montag hätten wir unsere Reise nach Vorderwald doch nicht antretten können, u. am Dienstag wäre es zu spät gewesen. An der Scheie erwar­tete man Dich u. Du wärest einer freundlichen Aufnahme von Seite der Gesellschaft gewiß gewesen. Die Gereitztheit des Dr. Greber dauert fort, u. hat durch den Artickel der Allg. Zeit, in dem wir als Tiroler angesehen werden neue Nahrung gefunden.

Ich beschäftige mich immer in Gedanken mit dem Käse-Pro­ducenten-Verein, u. es regt sich ein Gefühl in mir, dieße Sache müsse jetzt in Angriff genommen werden, oder sie ver­schlafe sich auf lange, u. es sey dießmal hauptsächlich Sache der Bezauer, nachdem sie vorigesmal zurückgeblieben, dieß­mal in vorderster Linie zu stehen.

Ich habe deßwegen schon einige Anregungen gemacht u. werde Dir, sobald ich etwas bestimmteres weiß, mehr berich­ten. Wenn Du mir wieder schreiben solltest bevor wir einan­der treffen, so berichte mir, auf wieviel Sennereien man in den inneren Gemeinden beiläufig rechnen könnte. Es freut mich Deinen Freund Hr. Hildebrand auch kennen zu lernen. Am 21. und 22. bin ich aber wahrscheinlich nicht zu Hause indem ich auf das Feuerwehrfest nach Lindau gehen werde.

Über das stattgefundene Verhör habe ich noch nichts gehört, indem ich wegen dem Heuen mit Niemand in Berührung kam. Du hast mir nicht geschrieben, aus welchem Anlaße oder Gründen man in Schnepfau dazu kam, Dich zu bedro­hen, jedenfalls rührt die Gereitztheit gegen Dich in dieser Gemeinde nicht von der Geistlichkeit sondern vom Galli her. Meine Schwägerinnen haben die Sonderlinge gelesen u. die­selben ganz gemäßigt u. leidenschaftslos gefunden. Anderer Meinung ist Dr. Greber, dem Deine Schilderung] des Dok­tors in den Sonderlingen großen Anstoß gegeben hat, indem er meint das sei geradezu eine Anfeindung des ganzen Stan­des. Die Sonderlingspfeifen sind noch nicht in Angriff genom­men, da zum Texte ein Überdruckverfahren nothwendig ist, das [Karl] noch nicht weiß, u. das Feuerstein von München mittheilen soll. Indessen steht diese sonderbare Illustration Deiner Werke als bestimmter Plan fest. Lebe wohl es grüßt Dich Dein Freund

Josef Feuerstein

Keine